Rezension

Der Report der Magd

Titel Der Report der Magd
Reihe Report der Magd
Band 1. Band
Autorin Margaret Atwood
Übersetzerin Helga Pfetsch
Illustrator:in
Verlag Piper Verlag
Erschienen als Taschenbuch
Genre Dystopie, Roman
Preis 14,00 €
Seitenzahl 414 Seiten
Bewertung
Der Report der Magd
Der Report der Magd

Vor der Lektüre von Der Report der Magd wusste ich bereits, dass das Buch ein sehr wichtiges Thema umsetzt und von vielen Kritiker:innen enorm gelobt wurde. Und ich finde, dass sie recht haben. Margaret Atwood hat ein großartiges, aber auch bedrückendes Buch geschrieben. Mehr dazu in meiner Rezension:

In Der Report der Magd tauchen wir in eine erschreckend-realistische Dystopieversion unserer Zukunft ein. Denn die Atmosphäre der neuen Weltordnung hat es in sich: Alles ist stark reguliert, jeder kennt seinen Platz (könnt ihr die Anführungszeichen hören?) und jede individuelle Freiheit ist non-existent. Zwischenzeitleich brauchte ich Lesepausen, um in Ruhe über das Gelesene nachdenken zu können.

Der Report der Magd ist ein intensives Buch, das seinesgleichen sucht

Was das Buch so nahbar gemacht hat, ist der unmittelbare Schreibstil. Wir begleiten die Magd Desfred in ihrem Alltag, der so detailliert beschrieben wird, dass wir ihn mit ihr gemeinsam erleben. Wir stehen mit ihr auf, stehen den Tag zusammen durch und haben an ihren Gedanken teil. Durch Erinnerungen an die Zeit vorher – denn Desfred war beim Regimewechsel eine erwachsene Frau – erfahren wir mehr über die Situation davor. Und je mehr ich erfuhr, desto stärker wirkte das Buch nach.

Was mich am meisten schockiert hat: Die Entwicklung ist extrem realistisch geschildert. So sehr, dass auch unsere Gesellschaft in wenigen Jahren an diesem Scheideweg stehen könnte. Der krasse Wechsel aus einer Weltordnung wie wir sie kennen, hin zu der Weltordnung, in der Desfred lebt, war sehr eindrücklich. Wir erfahren, wie den Frauen Stück für Stück ihre Rechte genommen wurden. Und natürlich ist die neue Ordnung dazu da, die Menschheit vermeintlich zu retten. Legitimiert wird diese Ordnung, aka Rückkehr ins finsterste Mittelalter, mit einem Bezug zur Bibel.

Von der Atmosphäre her ist Der Report der Magd vergleichbar mit 1984 von George Orwell. Drückend, atemberaubend (im negativen Sinne) und ausweglos. Das schlimmste für mich war der Umgang mit Frauen, denn Frauen werden zu einem Gemeinschaftsgut. Unterteilt werden sie in Ehefrauen, Mägde, Arbeiterinnen und eine vierte Gruppe, die kaum eine Rolle spielt. Mägde bekommen aber nur die höher gestellten Männer mit Einfluss. Der Umgang mit den Mägden ist beinahe unmenschlich, obwohl ihre Aufgabe so wichtig ist. Die Spannungen zwischen Desfred und der Ehefrau des Hauses fand ich greifbar, die Beziehung zum Ehemann interessant.

Erzählt wird Desfreds Geschichte aus drei Zeitsträngen: der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft, in der der Epilog geschrieben ist. Zum Ende nur so viel: Es ist offen und beantwortet meiner Meinung nach viel zu wenige Fragen. Allerdings gibt es ja nun seit kurzem eine Fortsetzung, die ich unbedingt lesen will.

Insgesamt ist Der Report der Magd ein beeindruckendes Buch. Das dytopische und bedrückende Setting sorgte bei mir für einige Was-wäre-wenn-Gedanken. Es ist so intensiv geschrieben, dass ich einige Lesepausen brauchte, um das Gelesene zu verarbeiten. Die Rolle der Frau in der neuen Ordnung, die politischen Themen sowie die gesellschaftliche Entwicklung haben mich am nachhaltigsten geprägt.

Andere Beiträge

Rezension

Die letzte Witwe

Karin Slaughter ist eine der Autor:innen, die auf keiner Thriller-Top 10-Liste fehlen dürfen. Bei ihrem Thriller Die letzte Witwe konnte der Funken bei mir aber nicht überspringen. Warum, das erfährst du in meiner Rezension:

Weiterlesen.

Rezension

Das Gold der Krähen

Nachdem ich mit der besten Buddyreadpartnerin der Welt das Grishaverse inhaliert hatte, bin ich noch eine Rezension zum zweiten Teil Glory of Grave-Dilogie schuldig. Also Vorhang auf für meine Rezension zu Das Gold der Krähen.

Weiterlesen.

1 Kommentare zu diesem Beitrag

  1. Hallo liebe Nine,

    schön, dass Du nun diesen Roman auch gelesen hast und denke ich mir….den 2.Teil ..die Zeuginnen auch lesen wirst.

    Ich fand es besonders erschreckend mit welchen „einfachen Mitteln“ die Männer plötzlich die Macht für die Frauen hatten
    ….nimmt ihnen die Grio/Bankkarte weg und plötzlich kann man nicht mehr am öffentlichen Leben teilnehmen….kein Geldabheben/kein Einkaufen ohne die Männer zum das nötige Geld zu Bitten…..augenrollen…

    Auch die Damen der nun bestehenden Oberschicht haben sich schnell gefügt, aber die Sache mit der Fortpflanzung…..anders kann und möchte ich es nicht benennen…..fand ich schon sehr erniedrigend egal für welche der teilnehmenden Frau………..

    Und so haben sich die Männer ziemlich gut auch diese Situation zu nutze gemacht und auch sonst wurden bei den Frauen alle Schwachpunkte ..Wächterinnen der noch möglichen Gebärenden optimal ausgenutzt von der Männerwelt…

    Extrem schlimm, aber auch leider total/möglich realistisch für meinen Geschmack..

    LG..Karin..

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Ich stimme zu