Rezension

Der Nachtzirkus

Titel Der Nachtzirkus
Reihe
Band Einzelband
Autor Erin Morgenstern
Übersetzer Brigitte Jakobeit
Illustrator
Verlag Ullstein Verlag
Erschienen als Hardcover
Genre Roman, Fantasy
Preis 19,99€
Seitenzahl 464 Seiten
Bewertung
Der Nachtzirkus
Der Nachtzirkus

Kennt ihr diese Bücher, die grundlos und vollkommen irrsinniger Weise auf eurem TBR rumliegen und sich dann beim Lesen als unfassbares Highlight entpuppten? So erging es mir mit Der Nachtzirkus von Erin Morgenstern.

Woran das liegt? Ich kann es euch gar nicht so genau erklären. Denn das Buch hat während ich es las seine ganz eigene Magie auf mich gewirkt, mich gefesselt und in seinen Bann gezogen. Diese fesselnde Ausstrahlung verdankt das Buch meiner Meinung nach seinen Figuren, seinem Schreibstil und seinem Plot.

 

Der Nachtzirkus lockt mit vielen unbekannten Variablen, die den Leser dazu drängen, das Geheimnis des Buchs zu ergründen

Beginnen wir mit dem Plot, denn dieser hat es wirklich in sich. Zu Beginn wird der Leser zwischen den unterschiedlichen Perspektiven, Zeiten und Personen herumgereicht, ohne wirklich zu wissen, worum es in dem Roman wirklich geht. In mir weckte dieser Anfang den Wunsch, hinter die Kulissen blicken zu können. Da parallel zwei Zeitstränge eröffnet werden, von denen einer in der Vergangenheit und einer in der Gegenwart liegt, wird das Interesse des Lesers noch stärker geweckt.

Zudem wird der Plot in viele kleine, unscheinbar wirkende Nebenhandlungen und eine umfassende Haupthandlung aufgeteilt, von denen ich bis zum Ende nicht wusste, wie sie sich am Ende vereinen sollen. Aber lasst mich euch so viel verraten: Erin Morgenstern schafft es, alle losen Fäden gekonnt zusammenzuführen und zu vereinen. An vielen Stellen waren es aber die kleinen Nebenschauplätze, die mich besonders begeistern konnte. Zumal Erin Morgenstern die unvergleichliche Gabe hat, Nebenschauplätze subtil einzuführen und dann in den Haupthandlungsstrang zu integrieren.

Die eigentliche Geschichte basiert auf einem Wettkampf zweier Magier, die ihre eigenen Schüler ins Rennen schicken, ein Spiel zu gewinnen. Auch wenn einem als Leser klar ist, dass Celia und Marco nur Spielfiguren eines Wettkampfs sind, habe ich von Beginn an mit den beiden mitgefiebert. Als Leser gerät man – wie auch die beiden Figuren – recht schnell in einen Gewissenskonflikt. Umso schöner fand ich die Auflösung, wenngleich sie nicht sonderlich glücklich oder rosig ist, dadurch aber umso besser zum Roman passt. Der Hauptstrang des Plots treibt die Geschichte unaufhaltsam voran, sodass man gar nicht anders kann, als das Schicksal von Celia und Marco weiterzuverfolgen.

Ob Protagonist oder Nebenfigur, Der Nachtzirkus strotzt nur so vor  vielseitigen, liebevollen und sehr gut konstruierten Figuren

Dies bringt mich nahtlos zum zweiten Erfolgspunkt von Der Nachtzirkus: den Figuren.  Ob Protagonist oder Nebenfigur, Erin Morgenstern hat ihre Figuren vielseitig, liebevoll und sehr gut konstruiert. Jede ihrer Figuren birgt das Potential, den Leser zu überraschen und ihm eine Seite zu zeigen, mit der man einfach nicht rechnet. Marco gehörte jedoch zu meinen liebsten Figuren. Ich kann es nicht begründen, warum, aber ich habe einen Narren an ihm gefressen. Celia konnte mich auch von sich überzeugen, vor allem auch durch ihre Familiengeschichte. Was mich an allen Figuren begeisterte, war ihre Stärke. Denn keine von ihnen hat bei Herausforderungen die Waffen gestreckt, sondern gekämpft.

Abschließend bleibt noch Erin Morgensterns einzigartiger Schreibstil. Der Nachtzirkus begeisterte mich so auch sprachlich, denn sie schafft eine unvergleichliche Zirkusatmosphäre, die überall im Buch präsent ist. Kombiniert mit ihren Figuren, den unzähligen Handlungssträngen und vielen unbekannten Variablen, die der Leser erst im Verlauf der Geschichte entschlüsselt, entwickelt Der Nachtzirkus seinen ganz eigenen Sog, der mich so schnell nicht mehr los ließ.

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