Das Leben ist zu kurz, iss den Nachtisch zuerst
Wendy Mass
ISBN: 978-3-570-40079-1
7,99 Euro als Taschenbuch
Inhalt zu Das Leben ist zu kurz, iss den Nachtisch zuerst
An dem Tag, als Jeremy die rätselhafte Kiste mit der Post bekommt, ändert sich sein Dasein schlagartig. Mit dem Geschenk seines verstorbenen Vaters beginnt eine wilde Jagd nach vier Schlüsseln und dem Sinn des Lebens, die Jeremy quer durch New York führt. Doch was er am Ende findet, ist mehr, als er jemals zu hoffen gewagt hätte …
Meine Meinung zu Das Leben ist zu kurz, iss den Nachtisch zuerst
Ich schreibe diese Rezension gerade unmittelbar nach dem Beenden des Buchs und weiß nicht so ganz wo ich beginnen soll.
Wendy Mass hat ein wirklich wunderbares Buch geschrieben, dessen Ende mich zu tiefst berührt hat. Mit anderen Worten, es hat mich zu Tränen gerührt. Wer es liest wird verstehen was ich meine. Absolut alle Worte, alle Emotionen und Eindrücke, die Entwicklung, die Jeremy durchlebt, alles ist so absolut ehrlich, dass man nicht anders kann, als sie nachzuvollziehen. Sie zu glauben. Sie an sich heranzulassen. Die Gefühle mitzufühlen.
Ich habe nie ein Buch gelesen, das sich so ehrlich gezeigt hat.
Die Charaktere sind realistisch und wirken wie aus dem Leben gegriffene Menschen.
Sie harmonieren, sie haben Fehler und haben mich mit ihren Marotten an einigen Stellen wirklich genervt, aber all das macht sie so unglaublich ehrlich und echt.
Die Geschichte ist eine wirklich abwechslungsreiche. Eine Grundidee, von der man selten liest. Der verstorbene Vater lässt seinem Sohn einen Monat (circa) vor seinem Geburtstag etwas zukommen, wodurch sich sein ganzes Leben ändert.
Als Leser ist man von Anfang an dabei, wie Jeremy und Lizzy, seine beste Freundin, dieses Rätsel zu lösen versuchen, welche Abenteuer sie erleben, welche Mittel sie bereit sind zu ergreifen, welche Erfolge sie feiern können, welche Niederlagen sie erleben und, was am wichtigsten ist, welche Erfahrungen und Eindrücke sie dabei sammeln können.
Wir erfahren alles aus der Sicht Jeremys. Dadurch erfahren wir viel über seine Gedankenwelt, erfahren Dinge erst, wenn er sie erfährt und entwickeln uns somit mit ihm.
Ich mag diese Art von Erzähltyp. Man steckt direkt in der Geschichte und erlebt alles aus erster Hand. Ich war quasi Jeremy. Ich glaube, ich kann gar nicht genau beschreiben wie sehr mich dieses Buch bewegt hat. Es beschäftigt sich stark mit der Frage nach dem Sinn des Lebens. Es regte mich zum Denken an. Es liefert, meiner Meinung nach, sehr passende Theorien, beziehungsweise Antworten. Welche Antwort man selbst auf diese große Frage findet, ist natürlich Ansichtssache. Eine ganz persönliche Erfahrung, die jeder selbst durchleben muss. Eine Antwort, die jeder für sich zu finden hat.
Kommen wir zu den „negativen“ Punkten.
Es ist nichts an der Geschichte! 5/5 Punkten für Geschichte, Idee, Sinngehalt und Leseerlebnis. Auch die Charaktere erhalten von mir, trotz oder gerade wegen der folgenden Kritik, ebenfalls 5 Punkte.
In vielen Büchern erlebt man es ja, dass die Charaktere perfekt sind. Jeremy erzählt uns am Anfang der Geschichte, dass er nur Erdnussbutter zu sich nimmt.
Es stimmt. Er weigert sich vehement etwas anderes als Süßkram, Fast Food und Erdnussbutterbrote zu sich zu nehmen. An manchen Stellen kann das schon recht nervend werden. Außerdem hat er Angst alleine in einem Bus zu fahren. Und U-Bahn geht gar nicht.
Was mich zu Lizzy kommen lässt. Beide sind fast 13 und nicht in der Lage einen Bus zu benutzen. Sie wissen nicht, dass man Stopp drücken muss, wenn man aussteigen will.
Zudem ist Lizzy leider ein wenig stur und liest nicht gerne. Sie verhält sich ab und an ziemlich kindisch, und dann wieder nicht. Zudem interessiert sie sich nicht für Dinge, die abstrakter sind. Sie verdreht bei Jeremys Interesse für Bücher, Physik und Zeitreisen regelmäßig die Augen. Und sie kann nicht zugeben, dass sie Unrecht oder Probleme hat. Das kommt mir verdächtig bekannt vor.
Aber gerade diese Ecken und Kanten machen Lizzy und Jeremy so echt.
Sie sind nicht immer die perfekten Menschen. Aber man kann gerade an diesen Ecken auch ihre Veränderung erleben.
Die beiden werden im Laufe der Geschichte, im Laufe ihrer Reise, die sie unternehmen, zu einer neuen Version von sich selbst. Sie gewinnen eben an Erfahrungen und schaffen es dadurch alte Marotten abzulegen.
Das Buch lenkt die Gedanken immer wieder auf das Kernthema des Ganzen, den Sinn des Lebens.
Ich habe euch hier einige meiner Lieblingsstellen herausgesucht. Allerdings keine Stelle, die direkt auf die Frage nach dem Sinn eingeht.
Wer vor hat das Buch zu lesen, der sollte diese Stelle überspringen und beim Abschnitt darunter weiterlesen.
Zitatanfang!
Was ist Leben? Leben ist Liebe! Begeht nicht den Fehler, zu glauben, Lieben sei einfach; das stimmt nicht. Wir müssen uns selbst lieben, nicht nur andere Menschen. Wir müssen wach sein. Schlafwandelt nicht durch euer Leben. Genießt es in vollen Zügen, denn keiner kommt hier mit dem Leben davon. – Seite 252
Nee. Wie Dad schon sagte, das Leben ist zu kurz. Ich werde weiter den Nachtisch zuerst essen. – Seite 349
Seite 349 Der meiste Schatten in unserem Leben rührt daher, dass wir uns selbst in der Sonne stehen. Originalzitat von: Ralph Waldo Emerson – Seite 330
Zitatende!
Das letzte Zitat stammt von einem amerikanischen Philosophen und Schriftsteller. Ich finde es unglaublich schön und passend.
Das mittlere Zitat gibt dem Buch seinen Titel, deswegen, fand ich, musste es einfach hier erscheinen. Ich finde es unglaublich spannend, die Stellen zu finden, in denen sich der Buchtitel wiedererkennen lässt.
Das obere Zitat hat mich einfach umgehauen. Es gibt in diesem Buch noch weitere solcher Stellen, aber diese hat mich einfach fasziniert. Andere Stellen behandeln mehr die Frage was der Sinn des Lebens sei, dieses Zitat beschäftigt sich mit dem, was Leben an sich überhaupt ist. Der Sarkasmus im letzten Satz erinnerte mich an meinen Englischlehrer. Aber es ist einfach wahr.
Wie ich erwähnte, sind Lizzy und Jeremy beste Freunde. Und das, wie es sich gehört, schon seit ewigen Zeiten. Sie werden oft für ein Pärchen gehalten, was ich persönlich ganz süß fand. Somit hat das Buch auch Raum für ein wenig Phantasie was die Liebe betrifft. Interessant fand ich auch, dass Jeremy, trotz aller Beteuerungen er und sie niemals, eifersüchtig wird. Lasst euch überraschen!
Fazit zu Das Leben ist zu kurz, iss den Nachtisch zuerst
Ein wirklich wunderbares Leseerlebnis. Ich bin unglaublich froh, dieses Buch aus dem Regal im Hugendubel gezogen und gekauft zu haben. Es hat mich zum Nachdenken gebracht. Wo ist der Sinn des Lebens? Warum sind wir hier? Warum sind andere hier? Was passiert nach dem Tod? Dies sind aber auch genau die Fragen, die sich Jeremy stellt. Ein gutes Buch bringt einen dazu, zum Hauptcharakter zu werden, vor allem dann, wenn man alles aus der Ersten Person erlebt. Ich setzte dieses Buch gleichauf mit Seelen. Ein weiteres Highlight. Ein ungeahntes Juwel, das sich mit einem sehr heiklen Thema beschäftigt, glücklicherweise aber nicht abdriftet, den Leser in seiner eigenen Entscheidung nicht einengt, dem Leser keine Antwort aufzwingt und ihn zum Nachdenken verführt. Dieses Buch besticht durch sehr echte und ehrliche Charaktere, wie ich sie nur selten erlebt habe.
Wendy Mass scheint ein Händchen dafür zu haben, ein so komplexes und unendliches Thema in eine 350 Seite Geschichte einzuarbeiten, ohne dass etwas banal oder platt wirkt. Es hat ein super Gleichgewicht zwischen Humor, Philosophie und Abenteuer. Das Buch verfügt auch über zahlreiche Spannungsmomente, obwohl es kein Abenteuerbuch ist. Die Spannung ist unlöslich an die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens geknüpft.
Ich kann diesem Buch einfach nur 5 von 5 Punkten geben. Unglaublich.