Titel Zwischen uns die Sehnsucht Reihe – Band 1. Band Autor Tijan Übersetzer Nikolas Schmidt Illustrator – Verlag mtb Verlag Erschienen als Taschenbuch Genre YA Preis 9,99€ [LE] Werbung Seitenzahl 400 Seiten Bewertung
Das Cover von Zwischen uns die Sehnsucht hätte mich eigentlich warnen sollen. Denn bereits hier lassen sich die Klischees, die zwischen den Buchdeckeln warten, bereits deutlich erahnen. Durch all die Klischees und Stereotypen ist Zwischen uns die Sehnsucht leider nicht das passende Buch für mich.
Gut geschriebenen YA-Romanen gegenüber bin ich nicht abgeneigt und drücke auch bei dem einen oder anderen Klischee gerne mal ein Auge zu. Bei Zwischen uns die Sehnsucht hätte mehr als nur zwei zugedrückte Augen benötigt, denn der Roman ist voll von Stereotypen und Klischees. Es beginnt in der zugrunde liegenden Idee und zieht sich leider wie ein roter Faden durch die gesamte Romanhandlung, was ich wirklich schade fand, denn die Protagonistin Summer hätte viel Potential gehabt, eine tolle Figur zu sein.
Die Figuren in Zwischen uns die Sehnsucht weisen viel verschenktes Potential auf
Summer, die gerade auf das College gewechselt ist, ist eigentlich eine grundsympathische Figur, die ein paar sehr liebenswürdige Macken und Verrücktheiten hat. Leider ist Summer das typische Mauerblümchen nach Schema F: Sie weiß nicht um ihre unglaubliche Schönheit und attraktive Ausstrahlung. Ich weiß, bei dem Genre YA darf ich nicht unbedingt klischeefreie Figuren und Handlungen erwarten, aber eine selbstbewusste Protagonistin, die sich ihrer selbst bewusst ist, ist doch nicht zu viel verlangt?
Mit ihrem Mauerblümchen-Dasein hätte ich durchaus noch leben können. Was mir dann aber negativ aufgefallen ist, sind ihre sprunghaften Gefühle und Emotionen. Denn Summer verliebt sich blitzartig in Caden, schwankt dann zwischen beiden Kerlen hin und her und verhält sich in meinen Augen sehr oberflächlich. Auf Kevin trifft diese Beobachtung noch um ein Vielfaches mehr zu, denn er ist die Oberflächlichkeit in Person.
Angefeuert wird ihr Mauerblümchen-Dasein nämlich durch ihren Stiefbruder Kevin, in den Summer unsterblich verliebt ist – was ich leider auch nicht sonderlich erfrischend fand. Denn natürlich ist Kevin unfassbar attraktiv, beliebt und der Frauenversteher Schrägstrich Bad Boy schlechthin. Das einzige, was Kevin und seiner Gestaltung fehlt, ist Tiefe. Besonders nervig fand ich seine ständigen Stimmungswandel Summer betreffend. Sie waren mir zu konstruiert und gewollt, sollten Spannung und ein kleines Knistern erzeugen, sorgten bei mir aber höchstens für Langeweile. Trotz der Entwicklung, die er im Laufe des Romans durchmacht, empfand ich ihn als Schema-F-Figur: nichtssagend, ohne Ecken und Kanten. Dies wird gerade im Vergleich zu Summer und Caden deutlich, die als Hauptfiguren deutlich hervorstechen.
Caden ist nochmal so ein Thema für sich. Denn auch er kommt nicht ohne das Klischee vom schweigsamen und geheimnisvollen Bad Boy aus, der eigentlich keiner ist. Ich muss allerdings gestehen, dass mir Caden von allen Figuren noch am besten gefallen hat, wenngleich seine Hintergrundgeschichte ein wenig zu dramatisiert wurde, dafür, dass sie so wenig Auswirkung auf die eigentliche Handlung hatte.
In Zwischen uns die Sehnsucht werden viele unnötige Nebenschauplätze eröffnet
Generell hatte ich Probleme, die Handlungen und Hintergrundgeschichten der Figuren mit dem Haupthandlungsstrang unter einen Hut zu bekommen. Denn die Autorin eröffnet so viele Nebenschauplätze, dass ich recht schnell den Blick für die wichtigen Dinge verloren habe. Im Grunde ist die Handlung ziemlich seicht und platt, was ich sehr schade fand. Kombiniert mit vorhersehbaren und in meinen Augen unnötigen Wendungen zog sich das Buch beim Lesen sehr.
Durchaus positiv ist mir allerdings der Schreibstil aufgefallen, der rückblickend betrachtet einer der Gründe ist, warum ich das Buch dann trotz allem beendete. Denn Tijan schreibt sehr locker und leicht, mit viel Witz und Charme.
Alles in allem ist Zwischen uns die Sehnsucht ein Buch mit zu viel Schema F sowie verschenktem Potential, wodurch es mich nicht von sich überzeugen konnte. Ein paar Klischees weniger und etwas mehr Mut hätten dem Roman sicherlich gut getan. Vor allem unnötige Wendungen, die Spannung hervorrufen sollten, sorgten bei mir für wenig Lesespaß.