Titel Die Menschheit hat den Verstand verloren – Tagebücher 1939-1945 Reihe – Band Einzelband Autorin Astrid Lindgren Übersetzerinnen Angelika Kutsch und Gabriele Haefs Illustrator:in – Verlag Ullstein Verlag Erschienen als Taschenbuch Genre Sachbuch Preis 14,00 € Seitenzahl 592 Seiten Bewertung
Jedes Kind kennt die Kinderbücher von Astrid Lindgren. Dass die berühmte Autorin auch Tagebücher verfasst hat, ist den wenigsten bekannt. Grund genug für mich, diese zu lesen. Meine Lesemeinung zu Die Menschheit hat den Verstand verloren – Tagebücher 1939-1945 liest du hier:
Gemeinsam mit Yvonne aka. die beste Buddyreadpartnerin überhaupt habe ich mir vor kurzem die Tagebücher der Jahre 1939 bis 1945 von Astrid Lindgren vorgenommen. Darin präsentiert die Autorin einen anderen Blickwinkel auf den Zweiten Weltkrieg. Denn während ganz Europa im Krieg involviert war, hatte Schweden eine friedliche Sonderrolle innen. Und dieser Kontrast wirkt an vielen Stellen enorm aufrüttelnd.
Mit Die Menschheit hat den Verstand verloren – Tagebücher 1939-1945 liefert Astrid Lindgren ein eindrucksvolles Bild in die Kriegszeit
Sowohl in der Schule als auch im Studium habe ich mich stark mit dem NS-Regime und dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt. Dennoch eröffnete mir das Buch einen neuen Blickwinkel auf die Zeit – vor allem durch Lindgrens Berichterstattung. In ihren Tagebüchern sammelt die Autorin Zeitungsausschnitte, fasst Radioberichte und Fernsehnachrichten zusammen und zeichnet so einen ungeschönten Zeitzeuginnenbericht.
Der Blick eines neutralen Lands in einem über Länder- und Kontinentgrenzen hinweg war in seiner Gegensätzlichkeit enorm eindrücklich. Denn den Kriegsberichten aus verschiedenen Ländern stehen Lindgrens Schilderungen ihres friedlichen Alltags und Familienleben in Schweden gegenüber – und das teilweise nur wenige Sätze getrennt voneinander. Mir ist durchaus bewusst, dass der Fokus auf schöne und alltägliche Dinge eine Bewältigungsstrategie sein kann, dennoch war der Unterschied in der Darstellung der beiden Welten extrem eindrücklich.
Da ich mit einem Kriegstagebuch gerechnet hatte, brachten mich die plötzlichen – und teilweise raumeinnehmenden – Einschübe über Pippi Langstrumpf, Lindgrens Mann oder der Auflistung des Osteressens ein wenig aus dem Konzept.
Die Gestaltung des Buchs ist besonders – und leider auch störend für den Lesefluss. Während Lindgren in ihren Tagebüchern Zeitungsausschnitte einklebte und ihre Gedanken dazu direkt daneben oder darunter schrieb, ist die Anordnung in Die Menschheit hat den Verstand verloren – Tagebücher 1939-1945 eine andere. Zuerst wird die Übersetzung von Lindgrens handschriftlichen Eintragungen auf Deutsch präsentiert. Dann folgen Fotokopien der Zeitungsausschnitte und danach die Übersetzungen. Das hat den Lesefluss gestört. Denn entweder man liest alles Seite um Seite am Stück oder man blättert vor und zurück. Hier hätte ich mir eine möglichst ähnliche Darstellung wie in den Originaltagebüchern gewünscht.
Auch wenn mein größter Kritikpunkt die Aufmachung der Edition ist, kann ich Die Menschheit hat den Verstand verloren – Tagebücher 1939-1945 ausnahmslos empfehlen. Es ist ein wichtiger Zeitbericht, der einen sehr bewegenden Einblick in die damalige Zeit gibt.
Weitere Lesemeinungen:
„Es ist schon seltsam, so über das eigene Volk und Heimatland zu lesen: Als ein riesiges kaltherziges und arrogantes Monster, das größenwahnsinnig über den Rest von Europa herfällt. Aber angesichts der Tatsache, dass es bald keine lebenden Zeitzeug*innen mehr geben wird, finde ich Bücher wie diese ungeheuer wichtig.“ Yvonne | Lauschige Lesezeiten