Rezension

Der Winterpalast

Titel Der Winterpalast
Reihe
Band Einzelband
Autor Eva Stachniak
Übersetzer Peter Knecht
Illustrator
Verlag Suhrkamp Insel Verlag
Erschienen als Klappbroschur
Genre Historischer Roman
Preis 5€
Seitenzahl 544 Seiten
Bewertung .....

Der Winterpalast in drei Worten?

Intrigen, Spionage, Macht.

Cover & Gestaltung von Der Winterpalast?

Das Cover zu Der Winterpalast hat mich direkt angesprochen. Die helle Gestaltung passt jahreszeitlich sehr gut in das Zarenreich Russland des 18. Jahrhunderts. Vor allem der Palast mit seiner reichlichen Ausgestaltung kommt an die Dekadenz der Zarin im Roman heran. Alles in allem war dieser Kauf ein absoluter Coverkauf, vor allem, da Der Winterpalast zusätzlich reduziert zu kaufen war.

Worum geht es in Der Winterpalast?

In einem Abschnitt von 20 Jahren begleitet man als Leser die junge Polin Barbara, die mit ihren Eltern nach Russland kommt. Nach dem Tod ihrer Eltern findet sich das junge Mädchen am kaiserlichen Hof wieder, wo es direkt in einen unendlichen Strudel aus Intrigen, Macht und Spionage hereingezogen wird. Dabei werden besondere Passagen ihres Lebens gesondert hervorgehoben und erzählt. Dabei wird schillernd eine kaiserliche Welt voller Macht, Reichtum und Dekadenz gezeichnet, der Intrigen und Spionage nicht fremd sind. Besonders im Vordergrund steht die Beziehung von Barbara und Sophie, die zur nächsten Zarin ernannt werden will.

Der Schreibstil von Eva Stachniak?

Mir hat Eva Stachniaks Schreibstil sehr zugesagt. Sie schreibt bildlich und bindet alle Sinne in den Lesevorgang mit ein. Ich konnte das Rascheln der Stofflagen der Kleider der Kaiserin hören, ihr Parfum riechen und den Staub im Licht tanzen sehen, wenn die Kammerdienerinnen putzten. Ihre Wortwahl ist der Handlungszeit angepasst, ohne gewollt zu wirken. Barbaras Gedankenmonologe entwickeln sich parallel zur Handlung. All das habe ich sehr genossen.

Das Figurenpersonal in Der Winterpalast?

Mit Barbara hat man eine Protagonistin, die man gerne mag. Sie entwickelt sich im Laufe des Romans sehr weiter, was auch an der Zeitspanne von 20 Jahren liegt, innerhalb derer der Roman angelegt ist. Man trifft Barbara als junges Mädchen mit ihren Eltern und begleitet sie dann auf ihrem Werdegang am kaiserlichen Hof. Somit durchläuft Barbara viele Phasen, macht viele unschöne Erfahrungen und muss einige Schicksalsschläge aushalten. Unterstützt wird sie dabei von mehr oder weniger vertrauenswürdigen Personen. Vor allem der Kanzler hat mich an den Rand meiner Selbstbeherrschung gebracht, den Grund werde ich euch hier nicht verraten.
Besonders gut hat mir gefallen, dass die Autorin Eva Stachniak historische Persönlichkeiten in ihren Roman eingebunden hat. Dabei waren sie glücklicherweise weder zu flach noch zu gewollt konstruiert. Sie wirkten greifbar und real. Zwar kommen die Monarchen dieser Geschichte nicht durchweg positiv weg, aber das ist eine andere Geschichte.
Gestaltet waren die wichtigsten Figuren des Romans sehr gut, Nebenfiguren fielen stellenweise flach aus, was an diesen Stellen aber nicht gestört hat.

Positives über Der Winterpalast?

Ich mag historische Romane sehr gerne. Dabei müssen sie für mich keinen Anspruch auf Authentizität oder Historizität stellen. Natürlich ist es schön, wenn das Setting, Plot und Figuren gut zusammenpassen und ein stimmiges Bild ergeben. Da kann eine Figur ruhig von ihrem historischen Vorbild abweichen, wenn es dafür zur Geschichte passt. Es soll unterhaltende Literatur sein, keine Geschichtsschreibung. Besonders begeistert bin ich aber immer dann, wenn Autoren sich schwarze Löcher der Biografien historischer Persönlichkeiten zunutze machen, diese ausfüllen und mit historischen Begebenheiten untermauern. Und genau ein solches Buch bekommt man mit Der Winterpalast.

Kritik an Der Winterpalast?

Ich hatte ein Problem mit dem Ende des Buchs. Es kam mir zu schnell und abrupt, war zu offen und ließ mich irgendwie unzufrieden zurück. Zwar bewundere ich Barbara für ihre Entwicklung und ihren Mut, unklar bleiben allerdings dennoch ein paar Dinge. Aber das ist mein ganz persönliches Empfinden. Während ich diese Rezension schreibe, habe ich meinen Unwillen dem Ende gegenüber beinahe komplett vergessen. Zurückbleibt ein gutes Gefühl, das Buch gelesen und genossen zu haben.

Empfehlung zu Der Winterpalast?

Wer Intrigen, kaiserliche Machtspiele, historische Romane, Spione und starke Frauenfiguren mag, wird mit Der Winterpalast ein gutes Buch für angenehme Lesestunden bekommen. Das Buch lässt sich schnell und flüssig lesen, das Setting macht es zu etwas Besonderem und die Figuren tun ihr übriges.

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